Balkon-Solaranlagen
Mit Strom vom Balkon Geld sparen und die Energiewende vorantreiben
Nicht nur für Häuslebauer*innen interessant: Auch Mieter*innen können Solaranlagen installieren und einen Teil ihres Strombedarfs auf Selbstversorgung umstellen – und zwar mit Balkonkraftwerken. So sparen Sie Geld und CO2 und machen sich ein kleines bisschen unabhängiger.

Was sind eigentlich Balkon-Solaranlagen?
Und wenn sich der Stromzähler rückwärts dreht?
Das sollte besser nicht passieren, kann aber vorkommen. Nämlich wenn Sie einen elektro-mechanischen Stromzähler ohne Rücklaufsperre besitzen (auch Ferraris-Zähler genannt) und überschüssigen Strom kostenlos einspeisen. Ferraris-Zähler werden zwar bis 2030 durch digitale Zähler ersetzt, die nicht rückwärts zählen können. Falls Sie jetzt noch einen zu Hause haben, fragen Sie Ihren Netzbetreiber nach einer Rücklaufsperre.
Was kostet eine Balkon-Solaranlage?
Balkon-Solaranlagen sind deutlich günstiger als netzgekoppelte PV-Anlagen auf dem Dach. Zwei Balkonmodule mit Wechselrichter und 300 Watt Leistung bekommen Sie ab 400 Euro, bei 600 Watt Leistung ab 700 Euro. Dazu brauchen Sie noch eine Montagekonstruktion, mit der Sie die Anlage am Geländer, der Fassade oder Ähnlichem befestigen können. Manche Netzbetreiber schreiben außerdem eine dreipolige Wieland-Steckdose vor (im Gegensatz zum üblichen zweipoligen Schuko-Stecker), die dann wiederum extra kostet. Insgesamt zahlt man für ein 300-Watt-Komplettpaket etwa 500 bis 1.000 Euro und für ein 600-Watt-Komplettpaket etwa 700 bis 1.700 Euro. Besorgt man sich dazu noch einen Speicher, der überschüssigen Strom bei starkem Sonnenschein speichert, kostet das insgesamt 2.000 Euro und mehr.
Für Stuttgarter Mieter*innen, die sich professionelle Hilfe beim Anstecken holen wollen, gibt es im Rahmen der Stuttgarter Solaroffensive einen Zuschuss von 100 Euro, um die Handwerker*innen zu bezahlen.
Lohnt sich das für mich?
Mit einer Stecker-Solaranlage können Sie sich zu rund 10 Prozent selbst mit Strom versorgen. So sparen Sie etwa 80 Euro und knapp 100 Kilogramm CO2 im Jahr. Wie viel genau, hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem wichtig: wie viel Strom Sie wann im Tagesverlauf verbrauchen, wie viel die Anlage leisten kann und wie viel Ertrag sie bringt, wiederum abhängig von Ausrichtung, Neigung und Verschattung des Moduls. Am meisten Strom liefert die Anlage, wenn das Modul nach Süden zeigt, um 30 bis 35 Grad geneigt ist und kein Schatten darauf fällt. Weniger Ertrag gibt’s dementsprechend, je steiler und flacher das Modul montiert ist und je weiter es nach Norden zeigt. Besonders stark sinkt der Ertrag, wenn das Modul oft im Schatten liegt. Das Tolle: Sie können selbst dabei helfen, möglichst viel aus Ihrer Anlage herauszuholen. Das geht ganz einfach: Verbrauchen Sie möglichst dann Strom, wenn die Balkon-Solaranlage viel Strom produziert. Wenn möglich, stellen Sie also zum Beispiel Ihre Waschmaschine oder den Geschirrspüler in der sonnigen Mittagszeit an.
Wer das vorher für sich durchrechnen will, kann den Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin nutzen. Sie geben ein, wo Sie das Modul montieren wollen, in welchem Winkel und so weiter – der Rechner sagt Ihnen, nach wie vielen Jahren sich das für Sie rechnet. Bei gutem Stromertrag kann sich die ursprüngliche Investition schon nach sechs Jahren amortisieren. Ist der Stromertrag mittelmäßig, dauert es länger – ist klar.
Was muss ich beim Aufbau beachten?
Ist die Anlage sicher?
Solange Ihr Solarmodul nicht mehr als 600 Watt leistet, können Sie es selbst aufbauen und auch einstöpseln. Technisch gilt das als sicher – jedenfalls, solange Sie das System in eine fest installierte Steckdose einstecken (nicht in eine Mehrfachsteckdose!) und ein Balkonkraftwerk nutzen, das bestimmten Sicherheitsstandards entspricht. Geprüfte Anlagen erkennen Sie am Siegel der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).
Wem muss ich vor der Installation Bescheid geben?
Bevor Sie die Anlage aufbauen, sollten Sie außerdem mit Ihrem Vermieter bzw. Ihrer Vermieterin sprechen. Das hat Versicherungs- und Haftungsgründe. Wollen Sie für die Installation der Anlage in die Fassade bohren, muss Ihr*e Vermieter*in sogar einverstanden sein.
Überlegen Sie sich außerdem, ob Sie das Modul in Ihre Haftpflichtversicherung aufnehmen wollen. So können Sie sich absichern für den Fall, dass die Anlage sich bei einem Sturm löst und herunterfällt.
Muss ich die installierte Anlage irgendwo melden?
Ja! Wenn die Anlage eingesteckt ist, müssen Sie sie innerhalb eines Monats im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eintragen. Nicht freiwillig, sondern verpflichtend.
Informieren Sie außerdem Ihren Netzbetreiber. Meist geht das über ein Anmeldeformular auf der Internetseite. Schauen Sie genau darauf, ob Ihr Netzbetreiber zusätzliche Bedingungen an Sie stellt: Muss das Balkonmodul an eine Wieland-Steckdose angeschlossen werden? Müssen Sie einen Zweirichtungszähler einsetzen?
Und zu guter Letzt: Schauen Sie auch in Ihre Gebäudeversicherung. Meist steht in den Bedingungen, dass Sie eine neu installierte Photovoltaikanlage melden müssen. Sonst bekommen Sie vielleicht im Versicherungsfall Probleme. Meist können Sie Ihren Versicherungsschutz um die Stecker-Solaranlage erweitern – kostenlos oder gegen eine höhere Prämie.